Wahrscheinlich sind es um die 100 Anime, die ich mittlerweile bereits gesehen habe, doch nur die Hälfte davon hat mich bis zum Serienende gepackt. Woran das liegt? Unterschiedlich. Nicht selten ist es aber die Schuld des Protagonist (Hauptcharakter), welcher mich einfach nicht ausreichend interessiert hat. Aber wie erschafft man einen guten (Anime) Protagonist und was macht solch einen aus?
Zuallerst möchte ich einmal aufklären was “Gut” für mich in diesem Zusammenhang überhaupt bedeutet. Das kann natürlich jeder anders betrachten, aber in meinen Augen bedeutet das, dass ein Charakter das Interesse des Zuschauers weckt, und ihn möglichst nie langweilt. “Gut” muss also nicht bedeuten, dass man den Protagonist zwingend sympathisch findet oder sich mit ihm identifizieren kann. Einen Schritt vorangegangen, jetzt also die Frage: Was macht einen Protagonist interessant?
Meiner Meinung nach sind dafür 5 Faktoren von Nöten, von welchen mindestens 2 zutreffen sollten, auch wenn man das nicht pauschalisieren kann. Dazu gehören:
Ziele und Ambitionen: Da man das Leben des Protagonisten normalerweise durchgehend miterlebt, sollte es ein wenig Spannung aufweisen. Und wenn der Protagonist jeden Tag das Leben eines gewöhnlichen Menschen leben würde, dann wäre es kaum interessant. Hat der Protagonist aber Ziele und Träume, die er unbedingt verwirklichen möchte, dann macht es Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er diese versucht zu erreichen. Das Ziel kann ganz grob festgelegt werden. Einige populäre Beispiele wären:
- Naruto: Möchte Hokage werden.
- Monkey D. Ruffy: Will das One Piece finden und Piratenkönig werden.
- Midoriya Izuku: Möchte ein großartiger Held werden.
Es geht aber auch ein wenig düsterer, wie Light Yagami aus Death Note beweist. Sein Ziel ist es die Weltherrschaft an sich zu reißen, wobei er sich nicht davor scheut, über Leichen zu gehen. Trotzdem fiebern wie für ihn mit und hoffen, dass er tatsächlich bis zu diesem Punkt gelangt. Wieso das so ist? Die anderen 4 Faktoren verraten es.
Einzigartige Persönlichkeit: Es ist immer gut, wenn ein Protagonist einzigartig auftritt, besonders aber, wenn es die Persönlichkeit ist. Denn wer möchte schon den Durchschnittstypen sehen, der sich stramm an die Regeln des Systems hält und niemals hervorsticht? Man liebt einen Protagonist genau deswegen, weil er anders ist und nicht weil er gut zu den anderen passt. Nehmen wir zur Veranschaulichung das Idealbeispiel Monkey D. Ruffy. Er verhält sich stets wie es ihm passt und scheint keine Angst zu kennen. Der Hellste ist er auch nicht unbedingt und Feingefühl für die Liebe hat er genauso wenig. Für seine Freunde und Familie kämpft er bis zum Tod und das Ziel verliert er niemals aus den Augen. Ruffy hat noch zahlreiche andere Charaktereigenschaften, die man schon an mehreren Händen aufzählen muss, und trotzdem erlebt auch er menschliche Tiefphasen, siehe Marineford, als er nach Ace Tod die Motivation und den Lebenswillen verlor. Wir kennen einfach Ruffy’s Persönlichkeit und wissen wie er tickt, so sehr sogar, dass er sich manchmal beinahe real anfühlt.
Ähnlich ist es bei Light Yagami, welcher sich im Gegensatz zu Ruffy eher durch seine düstere Art auszeichnet. Zwar ist er nicht so berechenbar, genau deswegen aber so interessant. Er baut nicht auf seiner Sympathie gegenüber dem Zuschauer auf, sondern vielmehr auf seiner mysteriösen und größenwahnsinnigen Seite, die an einen Gottkomplex grenzt.
Um auch ein Negativbeispiel dabei zu haben, nehmen wir einmal Kirito aus Sword Art Online zur Hand. Ich habe Kirito über 15 Folgen begleitet und bedauerlicherweise feststellen müssen, dass seine Persönlichkeit komplett uninteressant ist. Vielleicht kannst du mir in den Kommentaren weiterhelfen, aber ich könnte kaum 5 Eigenschaften von ihm aufzählen. Außer, dass er ein fantastischer Kämpfer und herzensguter Mensch ist, weiß ich nicht, was mich sonst an ihm packen sollte. Er ist eben einfach… gewöhnlich.
Unverkennbares Aussehen: So seltsam es auch klingt, dass äußere Erscheinungsbild eines Protagonisten spielt eine unheimlich wichtige Rolle. Und damit meine ich nicht, dass der Hauptcharakter ein wunderschöner Ritter mit perfekt gestyltem Haar sein muss – nein, es geht mir vielmehr um die Individualität. Hier mal eine kleine Frage für dich: Welchen dieser beiden Charaktere findest du rein optisch interessanter?
Wahrscheinlich hast du dich für Midoriya (links) entschieden und nicht Satomi (rechts). Das liegt ganz einfach daran, dass Midoriyas Charakter-Design klar von der Norm abweicht und Abwechslung bietet, im Gegensatz zu den klassischen Protagonisten, die allesamt austauschbar wären. Zudem erkennt man stellenweise schon an Midoriyas Optik, wie er tickt. Seine großen, runden Augen und die Sommersproßen deuten beispielsweise darauf hin, dass er freundlich und eventuell auch ein wenig schüchtern ist. Seine zersausten, grünen Haare stehen für seine einmalige Persönlichkeit und die rebellische Art. Aus Satomis Gesicht kann man hingegen rein gar nichts ablesen, was daran liegt, dass er über keine außergewöhnliche Optik und Persönlichkeit verfügt. Unverkennbar ist sein Gesicht auch nicht, während man Midoriya unter tausenden wiedererkennen würde.
Spezielle Fähigkeiten: Ein interessanter Protagonist braucht eine Fähigkeit, die ihn in irgendeinem Punkt stark macht. Fähigkeit bedeutet hierbei aber nicht, dass er irgendwelche weitreichenden Kampftechniken oder Superkräfte braucht, viel mehr meine ich damit, dass er eine Sache besonders gut können muss. Bei zahlreichen Anime sind es tatsächlich übermenschliche Kräfte, bei Death Note aber beispielsweise Lights Intelligenz. Es macht Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er taktisch die Schritte seiner Gegner unwirksam macht und sich langsam an sein Ziel voranarbeitet. Bei Shokugeki no Soma hingegen sind es die Kochkünste des Protagonisten Soma. Bei Detektiv Conan wiederum, dessen Spürsinn und Kombinationsgabe. Du merkst viele haben bereits von vornherein-, oder entwickeln über den Verlauf der Handlung eine besondere Fähigkeit, auch wenn es keine Teufelskraft wie bei One Piece ist.
Charakterentwicklung: Egal wie interessant ein Protagonist zu Anfang ist, wenn er sich nach zahlreichen Folgen noch kein Stück persönlich entwickelt hat, verliert der Zuschauer das Interesse. Klar, bei einem Anime mit einem Umfang von nur 12 Folgen spielt dieser Faktor sicherlich keine so große Rolle, spätestens dann, wenn ein Anime aber über 24 Folgen misst, sollte eine Entwicklung geschehen. Bei meinem Lieblingsbeispiel One Piece geschieht so eine Entwicklung, wenn auch recht spät. Nach dem 2-jährigen Zeitsprung merkte man immerhin eindrücklich, dass die Strohhüte allmählich verstanden, dass die neue Welt ein harter Brocken wird und Tote nicht auszuschließen sind. Besonders Ruffy wirkte teilweise wie ausgetauscht.
Ein noch besseres Beispiel ist allerdings Tokyo Ghoul. Der Protagonist, in diesem Fall Kaneki Ken, entwickelte sich in eine, für den Zuschauer nachvollziehbare Richtung. So durchlebte Kaneki Folter, Leid, Traumatisierende Ereignisse sowie Verzweiflung und änderte dadurch seine Einstellung schlagartig in eine negative Richtung.
Das waren alle 5 wichtigen Faktoren, die ein guter/interessanter Protagonist meiner Meinung nach benötigt. Hast du noch einige Punkte, die essentiell für einen einmaligen Charakter sind? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen, ich verspreche dir, ich gehe darauf ein.
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