In seiner Produktivität war Osamu Tezuka vielleicht unübertroffen. In der Nachkriegszeit zeichnete und veröffentlichte der Manga-Künstler Werke wie am Fließband. Darunter genreprägende Meilensteine wie Astro Boy, Kima, der weiße Löwe und Dororo. Der Japaner war so maßgeblich an der Entwicklung des Mangas und Animes beteiligt, dass er die Spitznamen “Gott des Manga” und “japanischer Walt Disney” erhielt.
Bevor Osamu Tezuka allerdings seinen Thron zur verehrten Gottheit ersteigen konnte, musste er 1952 eine Entscheidung treffen: Schlug er nach erfolgreichem Abschluss seines Medizinstudiums den Weg eines Arztes ein oder wurde er Mangaka? Für beide Bereiche hegte er große Ambitionen. Als Hobby-Zeichner konzentrierte sich Osamu Tezuka neben seinem Studium auf bekannte Abenteuergeschichten wie Die Schatzinsel, Tarzan oder Robinson Crusoe. Er erschuf auch Adaptionen zu King Kong, Faust oder Bambi.
Schlussendlich verhalf ihm sein Manga Die neue Schatzinsel 1947 zum Durchbruch, er verkaufte sich um die 400.000 mal. Auch weitere Werke brachten genügend Erfolg, um als Zeichner zu arbeiten. Den bei Osaka geborenen zog es also 1952 nach Tokyo. Damals der beste Ort, um sich auf eine Karriere als Mangaka zu konzentrieren.
Kimba und Astro Boy erwachen zum Leben
Bereits 1950 erschuf Osamu Tezuka Kimba, der weiße Löwe. Die Geschichte um den kleinen, weißen Löwen, der nach dem Tod seines Vaters den Dschungel regieren soll, wurde erstmals in einem Magazin veröffentlicht – ein großer Erfolg für die Reichweite seines Werks. Auch eine Anime-Adaption erfolgte Jahre später. Bis heute erfreut sich Kimba in Japan großer Beliebtheit. 1952 erschien dann Osamu Tezukas wohl populärstes Werk: Astro Boy erwachte zum Leben. Der Roboter mit den übergroßen, niedlichen Augen eroberte die Leser im Sturm – nicht nur in Japan. Der dazugehörige Anime wurde ebenfalls in Amerika ausgestrahlt und ebnete den Weg japanischer Zeichentrickserien als Export in andere Länder.
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Ernste Töne und Schatten der Vergangenheit
1960 nahm Osamu Tezukas Popularität langsam ab. Das lag auch daran, dass die Leute mit kindgerechten Mangas übersättigt waren. Die niedlichen übergroßen Augen wichen nach und nach ernsteren und erwachseneren Themen. Auch Osamu Tezuka orientiert sich an der aufkeimenden neuen Welle. Als Kind des Zweiten Weltkrieges, er arbeitete damals in einer Waffenproduktion und durchlief auch die Ausbildung zum Soldaten, konnte er auch hier viele Eindrücke gewinnen und diese in Zeichnungen verarbeiten. Komplexe Handlungen und düstere Themen bestimmten jetzt sein Schaffen. Aus dieser Zeit stammt sein ebenfalls sehr bekannter Manga Dororo.
Bis in die 80er Jahre und somit auch in seinen letzten Jahren, beschäftigte sich Osamu Tezuka mit ernsteren Themen. Eines seiner wichtigsten Werke aus dieser Zeit ist Adolf. Die im Zweiten Weltkrieg spielende Geschichte erzählt von drei verschiedenen Adolfs – einem Halbjapaner namens Adolf, der in Deutschland lebt, einem jüdischen Adolf und Adolf Hitler. Noch weit nach Tezukas Tod im Jahr 1989 erhielt dieses Werk Anerkennung und wurde für zahlreiche wichtige Preise nominiert.
Bis heute hat Osamu Tezuka großen Einfluss auf die japanische Popkultur. Mit seinen Werken hat er den Weg für andere Künstler geebnet. Seit 1997 wird der Osamu-Tezuka-Kulturpreis an herausragende Manga-Arbeiten verliehen. Übrigens: Der Disney-Film Der König der Löwen weist große Ähnlichkeiten zu Kimba, der weiße Löwe auf. Es wurde allerdings auf eine Klage von Osamu Tezukas Produktion verzichtet. Schließlich sei der Künstler selbst auch beizeiten von Disney beeinflusst worden.
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