Lust auf einen neuen Anime zum bingen? Dann werft mal einen Blick auf Samurai Champloo. Ob die Serie wert ist, geschaut zu werden, erfahrt ihr hier, in dieser Review (Spoilerfrei).
Samurai Champloo ist eine Anime-Serie, die von der verrückten Reise eines ungleichen Trios handelt und sich trotz historischen Einwürfen selbst nicht allzu ernst nimmt. Release der Serie war im Jahre 2005. Damals leitete Shin’ichirō Watanabe Regie – ein Mann, der bereits durch Cowboy Bebop an Popularität gewonnen hat. Er hat den Stil der Serie maßgeblich geprägt und auch in Samurai Champlo großen Einfluss gezeigt.
Der Anime ist vor allem dadurch bekannt, dass er verschiedenste, ungleiche Elemente miteinander vermischt. Der allgemeine Stil reicht somit von Japanischem Edo-Setting, zu moderner Popkultur, Wild West und Science-Fiction.
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Story
Fuu hat ein großes Ziel in ihrem Leben: Sie muss den “Samurai der nach Sonnenblumen duftet” finden. Eines Tages trifft sie auf die zwei Ronin, Jin und Mugen, die durch einen unglücklichen Zufall der Hinrichtung ausgesetzt sind. Fuu entscheidet sich dazu, den beiden das Leben zu retten, verlangt dafür aber, dass diese sie auf ihrer Reise begleiten. Obwohl zwischen den dreien eine gewisse Antipathie herrscht, begeben sie sich auf die steinige Suche, welche immer wieder von Problemen geplagt ist. Während ihres Abenteuers durch die Edo-Periode Japans, wird jeder auf eine eigene Art von seiner Vergangenheit eingeholt. Dabei ist der Weg das Ziel, und die Gemeinschaft der jeweils anderen, schweißt die Kameraden schlussendlich zusammen.
In den insgesamt 26 Folgen der Serie besteht zwar eine Rahmenhandlung, einem roten Faden folgt die Geschichte aber nicht wirklich. Zwar geht es im großen und Ganzen um die Suche nach dem Samurai der nach Sonnenblumen duftet, diese wird aber immer wieder für kleinere Abenteuer unterbrochen. Mal wird Fuu gefangen genommen, mal tauchen mysteriöse Samurai auf, die einen Kampf gegen Jin und Mugen bestreiten wollen. Bei der Handlung sollte man sich also darauf einstellen, immer wieder mit einem neuen “Mini-Arc” konfrontiert zu werden, der meistens nur eine, hin und wieder aber auch 2, oder 3 Episoden umfasst. Wer lieber eine lange und geradlinige Geschichte bevorzugt und sich mit solchen Standalone-Episoden nicht anfreunden kann, der ist bei Samurai Champloo an der falschen Adresse. Der Aufbau der Story ähnelt Titeln wie Gintama oder Cowboy Bebop.
Obwohl die Story sehr lose ist, würde der Anime kaum ohne funktionieren. Immerhin ist die Suche nach dem vermissten Samurai schlussendlich das, was die Handlung immer wieder voranbringt und den Zuschauer in neue, unbekannte Situationen wirft. Außerdem rundet genau diese Handlung, die eigentlich stets nebensächlich erscheint, die Geschichte am Ende auf eine Art und Weise ab, die jeden Zuschauer emotional werden lässt – und das obwohl der Anime die meiste Zeit wie ein Comedy-Titel wirkt.
Der erste Eindruck sollte einen also nicht abschrecken. Samurai Champloo kommt zwar mit viel Witz und Scherz, behandelt aber genauso tiefgründige Themen und wird teils sogar philosophisch. Im großen und ganzen beschäftigt sich die Serie mit dem Zusammensein und dem Loslassen – aber um Spoiler zu vermeiden, werde ich auf diesen Aspekt nicht genauer eingehen.
Ganz ohne Sorge lässt sich aber über die verschiedenen Standalone-Episoden diskutieren – also das, was die Serie zum größten Teil ausmacht. Hier reichen die einzelnen Geschichten wirklich von actionreich, lustig und verrückt, bis zu traurig und absurd. Wir werden jedesmal mit neuen Charakteren konfrontiert, die alle ihr eigenes Abenteuer durchleben, durch Fuu, Jin und Mugen aber individuell geprägt werden
Oft wird Samurai Champloo ironisch als “Geschichts-Anime” bezeichnet, das ist zum Teil aber gar nicht so falsch. Immerhin spiegelt die Serie das Leben in der Edo-Periode des 18. Jahrhunderts wieder, wenn auch auf eine komödische Art und Weise. So werden wir mit der Kolonisation als auch der Multikulturalität in Japan konfrontiert. Es wird sogar tiefer in die Historie Japans eingetaucht, als wir über die Ryūkyū-Völker erfahren, denen auch Mugen angehört. Satirisch wird auch auf die Anfänge des Hip-Hops, des Graffiti und der modernen Kunst eingegangen – hier sollte man den Anime aber nicht zu voll nehmen, immerhin handelt es sich hier immer noch um eine Art Parodie der Popkultur, vermischt mit tatsächlichen historischen Ereignissen.
Animation und Stil
Die Animationen von Samurai Champloo sind nicht außergewöhnlich schnell, werden aber in Kampfszenen extrem flüssig sowie angenehm und sind im allgemeinen überdurchschnittlich gut für einen Anime der frühen 2000er. Der Zeichenstil ist gewöhnungsbedürftig und für meinen Geschmack ein wenig zu simpel. Mir ist bewusst, dass genau dieser Stil ikonisch für den Anime ist, meinen Geschmack trifft er allerdings nicht zu 100 Prozent. Wahrscheinlich sind es die dünnen Linien und der blasse Filter, der das Ganze ein wenig farblos wirken lässt. Trotzdem ist das natürlich subjektiv und für jeden Zuschauer unterschiedlich wahrzunehmen.
Wer diesen Sketchy-Look mag und noch einmal ein Stück vom Cowboy Bebop Vibe verspüren möchte, für den wird dieser Stil aber genau das richtige sein. Einzigartig ist Samurai Champloos Stil nämlich auf jeden Fall.
Charaktere
Im Grunde sind es drei Protagonisten, die wir während des gesamten Abenteuers begleiten:
Fuu: Ein fröhliches 15-jähriges Mädchen, dass stets zusammen mit ihrem Flughörnchen Momo reist. Zwar ist sie vorsichtig in ihrem Handeln, hin und wieder wird sie aber naiv, wodurch sie den falschen Personen vertraut und in Schwierigkeiten gerät. Insgesamt ist sie ungeschickt, aber gutherzig, was sie sie oft zur Heldin einzelner Episoden macht.
Jin: Ein achtsamer, weiser und stiller Samurai, der dem Weg der Samurai zu 100 Prozent folgt. Auch wenn er oft keine Emotionen zeigt, handelt Jin in den passenden Momenten heldenhaft und kann Recht von Unrecht unterscheiden. Sein Schwertkampfstil beruht auf Disziplin und folgt einer ganz eigenen Technik, die von vielen hoch angesehen wird. Trotzdem bereitet ihm seine Vergangenheit immer wieder Probleme.
Mugen: Das Aushängeschild von Samurai Champloo. Im Grunde ist Mugen genau das Gegenteil von Jin. Er ist vorlaut, egostisch, faul und selbst sein Schwertkampfstil ist schlampig. Dazu kommt, dass seine Moral getrübt ist, was ihn fast schon in die Kategorie “Antiheld” einordnen lässt. Dennoch hilft er seinen Freunden in jeder erdenklichen Situation und er ist stets der erste, der das Schlachtfeld betritt. Sein Herz ist trotz seiner schwierigen Vergangenheit am rechten Fleck. Nebenbei erwähnt, entstehen durch seine direkte Art die lustigsten Momente der ganzen Serie.
Obwohl sich alle 3 Kern-Charaktere wie Tag und Nacht unterscheiden und es immer wieder zu Konflikten innerhalb der Reisegruppe kommt, stimmt die Chemie zwischen den dreien. Es ist unterhaltsam zu sehen, wie jeder sich für den klügsten hält, doch am Schluss immer wieder Chaos entsteht, wo die Freunde aufkreuzen.
Neben den Protagonisten, existieren noch einige Nebencharaktere, die entweder einmalig auftauchen, oder immer wieder in einzelnen Episoden erscheinen. Wer Samurai Champloo eine Chance gibt, der sollte auf jeden Fall Ausschau nach Inspektor Manzo halten.
Musik und Soundtracks
Die Soundtracks sind das, was Samurai Champloo von anderen Anime abhebt. Es ist dieser Mix zwischen traditionell japanischem Flair und entspanntem Urban Hip-Hop, der viele Szenen zu einem wahren Genuss macht. Alles wird durch die musikalische Untermalung noch einmal ästhetischer, als es sowieso schon ist und besonders für Fans des Lofi Hip-Hop, sind die Soundtracks ein Volltreffer. Nujabes, der die Musik damals komponierte, hat auch außerhalb von Samurai Champloo den Hip-Hop durch seinen Stil geprägt. Eine vollkommen richtige Entscheidung also, das Pulp-Fiction-Abenteuer von Fuu, Jin und Mugen von diesem Mann unterstützen zu lassen.
Wer nicht weiß, wovon ich spreche, der sollte sich selber eine Kostprobe der Musik genehmigen und zumindest einen Blick auf das Opening und Ending des Anime werfen.
Fazit
Anime-Fans, die sich mit Standalone-Episoden und ein wenig Slice of Life anfreunden können, sollten Samurai Champloo mit Sicherheit eine Chance geben. Auch wenn die Story nicht unbedingt ein Meisterwerk ist, verspricht die Serie leichte Unterhaltung und immer wieder – besonders zum Ende hin – tiefgründige Momente. Fragen der Existenz, des Zusammenseins und der Moral kommen auf und beschäftigen den Zuschauer auch nach der Episode noch. Auf der anderen Seite wird man mit einer Reihe genialer Soundtracks und einem einmaligen Setting à la Pulp-Fiction belohnt.
Trotzdem hatte ich persönlich auch meine Probleme mit der Serie. Zwar hatte ich nie per se ein Problem mit den einzelnen Standalone-Episoden, auf Dauer wurden diese aber ein wenig anstrengend. Die Schwierigkeit lag einfach darin, dass Samurai Champloo nicht konstant bleiben konnte. Mal waren die Episoden erfrischend und witzig, mal waren sie eher zäh und fühlten sich überflüssig an. Eben weil in der Serie kein roter Faden bestand, war die Balance uneinstimmig. Nicht selten wiederholten sich auch einzelne Handlungsstränge. Ohne großartig zu spoilern, kann ich sagen, dass die tausendste Gefangennahme und der Kampf gegen viel zu schwache Samurai irgendwann seinen Charme verliert.
Nichtsdestotrotz habe ich Samurai Champloo als ganzes Werk eher positiv erlebt, weshalb ich die insgesamt 26 Folgen in zwei Tagen verschlingen musste. Außerdem konnte mich das Ende doch noch erfolgreich überzeugen, selbst wenn der Weg dahin manchmal holprig war. Alleine schon wegen der einzigartigen Atmosphäre und dem Japan-Popkultur-Hip-Hop Vibe sollte man Samurai Champloo also eine Chance geben und besonders wenn man Titel wie Cowboy Bebop und Gintama liebt, ist man hier an der richtigen Adresse.
Bewertung: 8,0/10
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